Stille Nacht - Nicht bei Dir? – Warum guter Schlaf heute wichtiger ist denn je
- DDr. Rainer Biedermann
- vor 3 Tagen
- 3 Min. Lesezeit

Inhaltsverzeichnis
Die „Stille Nacht“ der Weihnachtszeit steht für Ruhe, Geborgenheit und Erholung. Doch für Millionen Menschen klingt die Nacht alles andere als still: Schnarchen, Atempausen, unruhiger Schlaf und Tagesmüdigkeit gehören längst zu den häufigsten schlafmedizinischen Problemen unserer Zeit.
Aktuelle Studien zeigen, dass bis zu 40 % der Erwachsenen regelmäßig schnarchen – und viele Betroffene unterschätzen die gesundheitlichen und sozialen Folgen. Die moderne Schlafmedizin liefert heute klare Antworten, was dahintersteckt und welche Therapieoptionen wirklich helfen.
Warum schnarchen wir überhaupt?
Schnarchen entsteht, wenn sich die Atemwege im Schlaf verengen. Die häufigsten Ursachen:
Muskelentspannung im Rachen
Zurückfallende Zunge
Nasenatmungsprobleme
Schlafposition
Alkohol am Abend
Übergewicht
Kieferfehlstellungen oder ein tiefer Biss
Neuere Untersuchungen zeigen besonders:👉 Die Anatomie des Kiefers spielt eine größere Rolle als früher angenommen. Ein schmaler Kiefer, ein nach hinten liegender Unterkiefer oder ein zu weit hinten liegender Zungenraum erhöhen das Schnarchrisiko deutlich.
Wenn Schnarchen nicht mehr harmlos ist
Unterschieden wird heute klar zwischen:
✔ Primärem Schnarchen
Laut, störend, aber ohne Atemaussetzer.
✔ Schlafbezogenen Atmungsstörungen (SBAS)
Dazu gehört v. a. die Obstruktive Schlafapnoe (OSA) – mit Folgen wie:
Erhöhte Tagesmüdigkeit
Sekundenschlaf im Straßenverkehr
Konzentrationsprobleme
Gereiztheit
Blutdruckanstieg
Belastung für Herz und Kreislauf
Eine aktuelle Metaanalyse (2023) zeigt:➡ Menschen mit unbehandelter Schlafapnoe haben ein bis zu 140 % höheres Risiko für Herzereignisse und ein dreifach erhöhtes Unfallrisiko durch Müdigkeit.
Die unterschätzte soziale Komponente
Schnarchen betrifft nicht nur die Gesundheit, sondern auch Beziehungen:
Partner weichen aufs Sofa aus
Konflikte entstehen
Berührungsängste, Scham oder Rückzug nehmen zu
Schlafmediziner nennen das heute den „Social Sleep Burden“ – ein Begriff für die sozialen Belastungen durch fehlende Nachtruhe.
Was moderne Schlafmedizin empfehlen kann
1️⃣ Lebensstil & Schlafhygiene (Basis jeder Therapie)
Seitenlage
Weniger Alkohol am Abend
Gewichtsreduktion (wenn relevant)
Verbesserung der Nasenatmung
Wenn der Unterkiefer zurückliegt, der Biss tief ist oder die Zunge zu wenig Raum hat, kann das Schnarchen verstärken.
👉 Genau hier setzt die zahnmedizinische Schlaftherapie an.
3️⃣ Die Schnarchschiene (Unterkieferprotrusionsschiene, UPS)
Sie hält den Unterkiefer sanft vorne, öffnet die Atemwege und stabilisiert den Zungenraum.
Die Evidenz ist eindeutig:
Hohe Wirksamkeit bei leicht–mittelgradiger Schlafapnoe
Deutliche Reduktion von Schnarchgeräuschen
Verbesserte Schlafqualität für beide Partner
Bessere Tagesleistung und weniger Müdigkeit
Eine große Studie aus 2024 zeigt, dass UPS-Therapie bei 70–80 % der Betroffenen nachweisbar die Atmung stabilisiert.
4️⃣ CPAP – wenn die Atemaussetzer stärker sind
Goldstandard bei schwerer OSA, aber für viele im Alltag schwer durchzuhalten.
Warum die Diagnose wichtig ist
Bevor eine Schnarchschiene eingesetzt wird, muss klar sein:
Liegt nur Schnarchen vor?
Oder gibt es Atemaussetzer?
Das wird über Schlafscreening oder schlafmedizinische Diagnostik festgestellt.
Nur so entsteht eine sichere und individuelle Therapieplanung.
Stille Nacht – aber wissenschaftlich
Die moderne Schlafmedizin hat einen großen Vorteil: Sie kombiniert heute medizinische Diagnostik, funktionelle Zahnmedizin und neue Erkenntnisse der Atemphysiologie.
So wird aus einer „unruhigen Nacht“ wieder eine Stille Nacht – im besten, gesündesten Sinne.
FAQ
Ist Schnarchen wirklich gefährlich?
Primäres Schnarchen nicht – aber Atemaussetzer sind es. Eine Abklärung ist wichtig.
Hilft eine Schnarchschiene immer?
Nein. Sie wirkt sehr gut, wenn anatomische Faktoren im Kiefer/Zungenraum beteiligt sind. Bei schwerer Apnoe reicht sie meistens nicht aus.
Tut eine Schnarchschiene weh?
Die meisten empfinden sie als gut verträglich. Anfangs kann es zu leichtem Druckgefühl kommen, das meist rasch nachlässt.
Welche Nebenwirkungen gibt es?
Morgenverstellungen, vermehrter Speichelfluss oder leichte Kiefermüdigkeit. Daher ist die Betreuung durch einen zahnmedizinisch geschulten Schlaftherapeuten wichtig.
Kann man damit wirklich besser schlafen?
Ja – sowohl Betroffene als auch Partner berichten in Studien über ruhigere Nächte, weniger Müdigkeit und bessere Lebensqualität.
