Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) und Ernährung: Ganzheitlich denken – gezielt lindern
- DDr. Rainer Biedermann
- 2. Juli
- 3 Min. Lesezeit

Inhaltsverzeichnis
Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) und Ernährung: Ganzheitlich denken – gezielt lindern
Die Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) betrifft Millionen Menschen und verursacht oft diffuse Beschwerden: Kieferschmerzen, Verspannungen, Kopfschmerzen, Tinnitus oder sogar Schwindel. Neben zahnmedizinischen und physiotherapeutischen Maßnahmen spielt auch die Ernährung eine wichtige Rolle. Insbesondere bei chronischen Entzündungen ("Silent Inflammation") kann ein gezielter Ernährungsansatz entscheidend sein.
CMD verstehen – ein multifaktorielles Beschwerdebild
CMD umfasst funktionelle und strukturelle Störungen im Zusammenspiel von Kiefergelenk, Muskulatur und Zahnsystem. Häufige Ursachen:
Okklusionsstörungen und Zahnfehlstellungen
Chronischer Stress (Bruxismus)
Muskelverspannungen durch Körperfehlhaltungen
Systemische Entzündungen, oft unbemerkt
Ernährung als unterstützende Therapie bei CMD
1. Silent Inflammation – das unterschätzte Risiko
CMD-Beschwerden können durch niedriggradige, chronische Entzündungen verstärkt werden. Diese sogenannte Silent Inflammation ist oft symptomarm, aber messbar (z. B. durch hsCRP, TNF-α, IL-6). Sie kann zu erhöhter Schmerzempfindlichkeit und muskulären Dysbalancen beitragen.
Studienbeleg:
Eine Übersichtsarbeit von Calder et al. (2017) zeigt, dass Ernährung direkt Einfluss auf Entzündungsmediatoren nimmt. Besonders gesättigte Fette, Zucker und ein hoher Omega-6-Anteil fördern proinflammatorische Prozesse. Dagegen wirken Omega-3-Fettsäuren und Polyphenole entzündungshemmend [Calder PC, Nutrients, 2017].
2. Entzündungshemmende Ernährung als Basis
Empfehlenswerte Lebensmittel:
Omega-3-Fettsäuren: z. B. aus fettem Seefisch, Chiasamen, Leinöl
Antioxidantien: z. B. Beeren, Kurkuma, grüner Tee, Brokkoli
Ballaststoffe: fördern die Darmflora, reduzieren systemische Entzündungen
Zu vermeiden:
Zucker, Weißmehlprodukte
Verarbeitete Fleischprodukte
Frittierte Lebensmittel & Transfette
3. Magnesium & Muskelregeneration
Magnesium ist essenziell für die Muskelentspannung und Nervenleitung – bei CMD sehr relevant, da Stress und Verspannungen eine zentrale Rolle spielen.
Studienbeleg:
Eine Studie von Pickering et al. (2020) weist darauf hin, dass Magnesium-Supplementierung Muskelverspannungen und Kopfschmerzen reduzieren kann [Pickering et al., Nutrients, 2020].
4. Citratpulver gegen Silent Inflammation
Basencitrate, wie Magnesium- oder Kaliumcitrat, wirken nicht nur säureregulierend, sondern können entzündungshemmend und schmerzlindernd wirken – besonders im Kontext eines gestörten Säure-Basen-Haushalts.
Wirkung:
Pufferung von Gewebesäure
Förderung der Mitochondrienfunktion
Reduktion von Entzündungsmarkern
Studienbeleg:
Eine Untersuchung von Remer et al. (2003) zeigte, dass eine erhöhte Aufnahme basischer Substanzen (z. B. Citrat) mit einer Reduktion von systemischen Entzündungsparametern assoziiert ist [Remer et al., Am J Clin Nutr, 2003]. Weitere Studien belegen den Nutzen von Citrat zur Reduktion von oxidativem Stress und zur Unterstützung der muskulären Regeneration bei chronischen Beschwerden.
Anwendung in der Praxis:Täglich 1–2 TL Citratpulver (z. B. Magnesiumcitrat) in Wasser gelöst, idealerweise zwischen den Mahlzeiten oder abends zur Muskelentspannung – individuell dosieren und ggf. ärztlich begleiten lassen.
5. Leicht verdauliche Kost bei akutem Schmerz
Bei ausgeprägten CMD-Schmerzen ist eine weiche, zerkleinerte oder flüssige Kost ratsam, um das Kiefergelenk zu entlasten.
Suppen, Eintöpfe
Smoothies mit entzündungshemmenden Zutaten
Porridge oder gegarte Gemüsegerichte
Fazit: CMD ganzheitlich begegnen – Ernährung als stille Kraft
CMD ist mehr als ein mechanisches Problem des Kiefergelenks. Es ist ein multifaktorielles Geschehen, bei dem Ernährung eine Schlüsselrolle spielt – vor allem durch die Reduktion von Silent Inflammation und die Förderung der Muskelentspannung. Studien zeigen, dass ein entzündungshemmender Lebensstil – ergänzt durch Magnesium- und Citrat-Supplementierung – signifikant zur Beschwerdelinderung beitragen kann.
Die Integration eines individuellen Ernährungsplans sollte deshalb Bestandteil jeder CMD-Therapie sein – im Idealfall in enger Zusammenarbeit mit Fachärzt:innen, Zahnmediziner:innen und Ernährungsberater:innen.
FAQ
Kann CMD allein durch Ernährung verschwinden?
Nein – Ernährung ist ein wichtiger unterstützender Faktor. Eine Kombination aus zahnärztlicher, physiotherapeutischer und ggf. psychologischer Behandlung ist in der Regel notwendig.
Was ist „Silent Inflammation“ und wie erkenne ich sie?
Es handelt sich um chronisch-entzündliche Prozesse ohne akute Symptome. Hinweise können Müdigkeit, Muskelverspannung, Kopfschmerz, schlechte Regeneration oder Laborwerte wie hsCRP geben.
Welches Citratpräparat ist empfehlenswert?
Reines Magnesium- oder Kaliumcitrat ohne Zusatzstoffe. Ideal in Pulverform, ohne Zuckerzusatz, farb- oder aromastofffrei.
Sollte ich Nahrungsergänzungsmittel nehmen?
Nur bei nachgewiesenem Mangel oder gezielter Empfehlung. Viele Defizite lassen sich auch über die Ernährung decken.
Ist eine basische Ernährung sinnvoll bei CMD?